Was ist therapeutisches Puppenspiel?

Das therapeutische Puppenspiel ist eine kreative Therapie-form,  die als Haupt-medium Handspiel-puppen einsetzt. Sie spricht besonders Kinder an und ist sowohl als Einzel- wie auch als Gruppentherapie einsetzbar. Mit fünf Jahren erklärte mein Sohn das therapeutische Puppenspiel so: "Das ist schön! Da kann man mit Puppen spielen und sich die Geschichten selber ausdenken!" In dieser einfachen Definition zeigt sich ein wesentlicher Kernpunkt - therapeutisches Puppenspiel ist kein Puppentheater. Hier wird dem Kind nichts vorgeführt, sondern die Kinder spielen und bestimmen das Spielgeschehen. Die Kinder bringen ihre inneren Gefühle und Gedanken auf eine äußere Bühne.So können sie handelnd - nicht reflektierend - Lösungen für ihr Problem suchen.Dabei können sie in einem geschützen Rahmen neue Erfahrungen machen, deren Folgen "im wirklichen Leben" sichtbar werden. Im Vordergrund des therapeutischen Puppenspiels steht das TUN in Form von Probehandeln für die Wirklichkeit.  

Das Modellieren einer eigenen Figur 

Das Besondere des therapeutischen Puppen-spiels ist das Modellieren eigener Figuren. Fast alle Kinder wollen in der Therapie eine Figur her-stellen, und die meisten wissen auch sofort, was sie "brauchen". Die Verwendung dieses Begriffes "brauchen", der von den Kindern selbst stammt, verdeutlicht, worum es ihnen geht. Es ist nicht nur ein Spiel, mal eben diese oder jene Figur zumachen, so aus Spaß ... sondern sie BRAUCHEN sie tatsächlich für ihren ersten Schritt in Richtung seelische Gesundheit.

Die Aufgabe der Therapeutin 

Die Aufgabe der Therapeutin besteht darin, den Rahmen für das Probehandeln des Kindes zu schaffen: sein Wissen, seine Person, sein Vertrauen zur Verfügung zu stellen, dem Kind Halt zu geben auf seinem Weg. Sie muss beobachten, sich in die Innenwelt des Kindes hineinversetzten, die Symbole des Spiels erkennen und deuten. Gemeinsam mit dem Kind nimmt sie die Lebens- und Leidensgeschichte des Kindes behutsam auf, ordnet sie spielend neu und versucht andere, bisher unbekannte und nicht zur Verfügung stehende Verhaltensweisen und Lösungsmuster aufzuzeigen, und so dem Kind den Weg aus der Problematik zu ermöglichen. 

Einsatzmöglichkeiten

Das therapeutische Puppenspiel eignet sich für Kinder ab ca. vier Jahren. Es kann sowohl zur therapeutischen Heilung, als auch zur Diagnostik eingesetzt werden. Insbesondere ist es auch für Kinder geeignet, die sich nicht sprachlich ausdrücken können oder wollen. 

Entstehung des therapeutischen Puppenspiels

Die Puppenspiel-Therapie wurde von der Schweizerin Käthy Wütrich entwickelt. Nach der Absolvierung einer Kunstgewerbeschule und einer pädagogischen Ausbildung ergriff Käthy Wütrich den Beruf der Puppenspielerin. Im Laufe der Zeit machte Käthy Wütrich die Erfahrung, dass sich das Puppenspiel auch zu therapeutischen Zwecken einsetzen lässt. In Zusammenarbeit mit dem Psychologen Klaus Harter entwickelte sie schließlich eine Therapieform, bei der das Spiel mit Handpuppen im Mittelpunkt steht. Die zugrunde liegende Entwicklungspsychologie basiert dabei auf der analytischen Psychologie C. G Jungs.

In Deutschland wurde das therapeutische Puppenspiel von der Diplom-Psychologin Dr. Gudrun Gauda weiterentwickelt, welche nach 10 Jahren Forschungsarbeit im Bereich der frühen Bindung von Kindern seit 1988 in freier Praxis in Frankfurt am Main tätig ist.